Der gestiefelte Kater

Turbulent geht es zu auf der Bühne: Da werden große bunte Würfel im Eiltempo zu immer neuen Bühnenbildern zusammengebaut, da müssen ein König von der Raserei kuriert, eine Prinzessin verkuppelt, ein Prinz nach Hause expediert werden, da tobt das Publikum höchstselbst über die Bühne, bekommt der Dichter fast einen Herzinfarkt, verstehen Bauern die Welt nicht mehr, verlieben sich zwei und lassen sich gleich wieder scheiden, da legt sich ein Amtmann mit dem Gesetz an, ist ein Hanswurst der einzig vernünftige Mensch an einer Hoftafel voller Irrer, ist der Koch permanent auf der Suche nach Kaninchen, da wird gegrantelt, getobt, gelacht und geheult. Ach ja: und da gibt es noch einen Kater, der Stiefel trägt und seinen tumben Freund Gottlieb zum König machen will. Turbulent geht es zu in Ludwig Tiecks Märchenkomödie vom Gestiefelten Kater.

 

 

1797 geschrieben, 1844 uraufgeführt steht Tiecks Kater nicht allzu häufig auf dem Spielplan der Theater – ein Grund mehr für die theaternasen, sich den Herausforderungen zu stellen, die das Stück für die Spieler bereithält. Tieck titulierte es als Kindermärchen – doch das ist es keineswegs. Vielmehr zeigt es einen missglückten Theaterabend, den Versuch einer fiktiven Theatergruppe, das Stück eines fiktiven Dichters vor einem fiktiven Publikum aufzuführen. Es ist ein Spiel im Spiel, voll von Seitenhieben auf die politischen Verhältnisse am Ende des 18. Jahrhunderts, es ist eine Satire auf die Trivialität von Literatur, auf die vorgebliche Gelehrsamkeit des Publikums und vor allem: auf das Theater selbst.